Mahnwache
Solidarisch in der Pandemie
Die Glocken der Michaelskirche läuten. Auf dem Europaplatz vor der Reichenberghalle brennen Kerzen. Allein im Odenwaldkreis seien mittlerweile 210 Menschen an Corona verstorben, sagt Pfarrerin Charlotte Voß zur Begrüßung. Für sie haben die Teilnehmenden der Mahnwache die Kerzen angezündet und wollen ihrer gedenken. Die Gesellschaft leide unter der Corona-Pandemie. Insgesamt hätten mehr als 121.000 Menschen ihr Leben verloren. Gedenken auf der einen, Solidarität auf der anderen Seite: Da sind die Angestellten im Gesundheitswesen, die Einsatzkräfte von Polizei, Rettungswesen und Feuerwehr, die Medien, die Kinder und Jugendlichen, die alten Menschen – sie halten ihren Kopf hin und bringen in der Pandemie Opfer. Auch daran erinnert Pfarrerin Voß.
Dekanatskantor Matthias Ernst bringt die Sehnsucht nach Frieden musikalisch zu Gehör: Hewenu Schalom und Dona Nobis Pacem. „Seit vierzig Jahren lebe ich mit meiner Familie in Reichelsheim. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dies ist ein Ort, an dem man freundlich aufgenommen wird, wo man miteinander redet und interessiert ist an dem, was andere denken“, beginnt Dr. Waltraud Frassine ihren Redebeitrag. Sie wünsche sich, dass das auch so bleibe und dass nicht das Corona-Virus den respektvollen Umgang kaputt mache. „Die Offenheit für andere Meinungen, das Zuhören-können sollen nicht verloren gehen“, sagt sie.
Vor mehr als einem Jahr hat der Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger das Lied „Frieden, Frieden für das Land“ geschrieben, berichtet Nina Nicklas-Bergmann. Den Anstoß zu diesem Lied hätten Kundgebungen in Rimbach gegeben, die auch regelmäßig an seinem Haus vorbeigeführt hätten, mit Trommeln und Parolen wie „Corona-Diktatur.“ In dem Lied sei vieles von dem aufgenommen, was auch sie empfinde und sich wünsche. Nachdem sie den Text gelesen hat, singt Andrea Dippon-Meyer das Lied. Mit dem von Rudi Happel verlesenen Text „Ich seh ein Land…“ von Hanns Dieter Hüsch und einem gemeinsam gesungenen „We shall overcome“ endet die Mahnwache.